Design Thinking – ein Selbstversuch
Ich habe Anfang dieses Jahres aufgrund persönlicher Neugier ein Design Thinking Basis-Training besucht und war danach (mein Dank geht an Brainbirds und René Andersen) derart inspiriert und motiviert, dass ich direkt Vertiefungsseminare gebucht und vor allem einen Gravning Design Thinking Workshop geplant habe …. Dann wurde im Frühjahr auch dieses Vorhaben auf den Kopf gestellt. Ein Vertiefungsseminar wurde zu einer Online-Veranstaltung; zur Wissensvermittlung kann man sich mit Design Thinking zwar online befassen, aber ergebnisorientierte Arbeit im Sinne der Innovation und mit viel Spaß funktioniert meines Erachtens nur gemeinsam in einem „echten“ Raum.
Ende August war es dann soweit; der Gravning Design Thinking Workshop stand an, wobei meine Kollegen nicht wussten oder nur bedingt ahnten, was sie zu erwarten hatten – der Kalendereintrag „Kreativ-Workshop“ war bewusst nichtssagend gewählt. Während ich anfangs vorhatte, den Workshop durch einen Design Thinking Coach vorbereiten und begleiten zu lassen, habe ich recht schnell beschlossen, das bislang Erlernte (Selbstversuch Teil I) anzuwenden und diese Rolle selbst zu übernehmen. Also hieß es zum einen eine kurze Einführung in das Thema vorzubereiten und zum anderen (und vor allem) eine passende Challenge zu definieren, mit der sich meine Kolleg(inn)en befassen durften.
Nachdem ich in den Design Thinking Seminaren, an denen ich teilnahm, das Erste-Hilfe-Erlebnis sowie das „Erlebnis Kirche“ optimieren durfte, nahm ich mir für unseren Workshop vor, eine etwas näher an unserer Branche angesiedelte Challenge zu suchen…. was es, wenn man die erste Reaktion zu Grunde legt, nicht viel einfacher machte (aber dazu später).
Der 2. Teil des Selbstversuches begann mit einer Betrachtung des Themas Innovation sowie einer kurzen Einführung in die Grundlagen des Design Thinkings und vor allem in die sechs Phasen (oder auch fünf Phasen, aber ich orientiere mich hier am Hasso-Plattner-Institut) dieser Methode. Um 10 Uhr hieß es dann: Ihr habt nun sechs Stunden, um einmal den kompletten Zyklus zu durchlaufen und für folgende Challenge zu einem Ergebnis zu kommen: „Gestalte die Wahrnehmung von Consulting derart, dass die erforderliche Transformation des Bankings gelingt.“ Tja, und nun? Mit Hilfe der semantischen Analyse und einer Charette (Wer ist unser Nutzer und was sind die Bedürfnisse?) wurde das Problem sukzessive eingekreist. Ein Interview mit einer Abteilungsdirektorin einer Bank half, das Problem aus Kundensicht zu verstehen und dann über eine Persona einen konkreten Standpunkt abzuleiten.
Nach einer kurzen Lunchpause war die nächste Aufgabe die Ideenfindung; ganz nach dem Motto Quantität schlägt (erst einmal) Qualität wurden mit Hilfe von Crazy Eight sehr unterschiedliche Lösungsansätze herausgearbeitet. Angeregte Diskussionen bei der Entscheidung für eine Idee und im Rahmen des Prototypings führten zum Abschluss des Design Thinking Zyklus, dem Test der entwickelten Idee. Da wir diese Idee nicht nur im Kollegenkreis, aus dem diese ja stammt, verproben wollten durften wir die bereits interviewte Abteilungsdirektorin sowie einen Product Owner eines weiteren Kreditinstitutes als „Tester“ begrüßen.
Meine Kollegen stellten den Prototypen vor, beantworten Fragen der beiden Tester und verfeinerten im Zuge der Diskussion die Ursprungsidee. Dass wir gemeinsam mit den Testern nach der Präsentation und der Feedbackrunde zu dem Entschluss kamen, dass eine Vertiefung und Ausgestaltung der Idee sowohl aus Banken- (und damit Kundensicht) als auch aus Sicht von Gravning (Aufnahme in das Backlog ist bereits erfolgt) lohnenswert sei, sagt Einiges über die Qualität der Ergebnisse, aber auch über das Potenzial der Methode aus. Aber vor allem darüber, dass sich das Gravning Team voll auf die überraschende Aufgabe und die Vorgaben des Design Thinkings eingelassen hat. Dafür möchte ich mich bei Euch bedanken; mir hat es viel Spaß gemacht, Euch in diesem Prozess zu begleiten!
Wenn man mich nun nach zwei Design Thinking Seminaren und vor allem nach unserem Selbstversuch fragt, ob Design Thinking nicht nur ein geeigneter Ansatz für unsere Kunden sei, sondern auch für ein Beratungsunternehmen wie Gravning, dann kann ich nur sehr bestimmt mit „Ja“ antworten….. nächstes Mal werden wir uns jedoch mehr Zeit als nur 6 Stunden nehmen.
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