Payment Themen werden medial oft von einem gewissen Hype getragen. Das ist einerseits positiv, zeigt es doch, dass öffentliches wie mediales Interesse an den Themen unserer Branche besteht. Es führt aber auch häufig zu Überspitzungen, Pauschalisierungen und teils schlicht Vermischung von Inhalten, die dann viel Erklärungsarbeit erfordern, um einen klaren Blick zu erhalten.

Neben dem Maestro-Aus als Co-Badge der girocards zählte zuletzt auch die Terminalpflicht für Ladesäulen, gemäß der Ladesäulenverordnung (LSV), mit in diesen kontrovers diskutierten Bereich.  

Jeder Diskurs rund um das Thema Auto führt in Deutschland ohnehin zu einer sehr emotionalen Debatte. Ähnlich der E-Auto/Verbrenner Lager, treffen hier auch in Sachen Payment zwei Parteien aufeinander: Anhänger einer Terminal-Lösung stehen den Verfechtern bestehender App- und card-not-present-Lösungen gegenüber. 

Von ersteren wird die Novelle der LSV als Erfolg gefeiert, da durch die Terminalpflicht Einstiegshürden in die E-Mobilität gesenkt werden (nahezu jeder kann mit der eigenen Bank- oder Kreditkarte umgehen). Auf der anderen Seite wird diese als nicht zeitgemäßes Payment Relikt in einem durch und durch digitalen Prozess verpönt. 

Weiter geht die Auseinandersetzung häufig leider nicht, dabei stellen sich mit der eigentlichen Umsetzungsplanung die wirklich interessanten Fragen: 

  • Welche Use Cases muss ich abdecken?  
  • Welche Standards kann ich nutzen?
  • Wo muss der Prozess neu gedacht werden?

Zugegeben: Implementierungs- und Konzeptarbeit ist meist deutlich weniger spektakulär als die großen Systemfragen im Vorfeld.

Aber erst Prozess- und Technologie-Knowhow und nicht zuletzt Fleiß bringen eine Idee zum Leben.  Durch die Rückführung der Auseinandersetzung auf die Sachebene können die Chancen und Schwächen bestehender und zukünftiger Payment-Lösungen bewertet werden.

Während der POS zwar auch eine beständige Evolution durchlaufen hat, ist das Zusammenspiel zwischen z. B. Kassensystemen, Acquirern, Terminals und Belegdruckern über einen langen Zeitraum eingespielt. Die im Einsatz befindlichen Protokolle sind mitunter „altgedient“ – never-change-a-winning-team. Zwar gibt es auch hier Bemühungen, modernisierte Lösungen zu etablieren (wie z. B. nexo), gelebter Standard sind diese bei weitem aber noch nicht. 

Das Zusammenwachsen unabhängiger Prozesswelten  

Die Charger Protokolle (OCPI, OCPP) sind nicht zum Terminalbetrieb geeignet ein z. B. ZVT-Kassenprotokoll ist wiederum nicht in erster Linie dazu gedacht, einen über viele Stunden laufenden Autorisierungsprozess im Automaten-Setup zu steuern.  

Die Tatsache bleibt: An den Ladesäulen wird eine neue Technik mit einer etablierten Payment-Welt vereint und damit zwei Prozesswelten, die bislang parallel getrennt zueinander co-existiert haben. 

Schaut man auf die anstehenden Entwicklungen im Bereich der E-Mobilität, werden die Herausforderungen nicht kleiner: Bi-direktionales Laden und ad-hoc-Payment Prozesse über Terminals scheinen auf den ersten Blick nicht kompatibel miteinander. Plug&Charge-Ladekabel, über die Payment Prozesse seamless integriert werden, würden die mühsam regulatorisch errungene Repräsentanz unter Umständen wieder wettmachen. Auch ob die bestehenden App-Lösungen der Mobility Service Provider (MSP) in Gänze so erhalten bleiben, bleibt abzuwarten. Die Anzahl der Lösungsanbieter ist groß, eine Markt-Konsolidierung scheint eine Frage der Zeit zu sein. 

Eine vollumfängliche Lösung ist gefordert  

Ein Appell unsererseits an alle, die die Terminalverpflichtung voller Inbrunst gefordert haben: Es ist an der Zeit, über optisch ansprechende Hardware und die Ausweitung von Bestandslösungen hinauszudenken. Es braucht eine vollwertige Payment-Prozess-Strategie und nicht nur die Erweiterung des Payment-Mittel-Mixes.  

Das betrifft die heute schon bestehenden Fragestellungen (wie geht man mit Überschreitungen des Vorautorisierungsbetrages durch Blockiergebühren um?) genauso, wie auch die noch Kommenden (wird es eine Terminal-basierte Lösung für Gutschriftprozesse bei bi-direktionalen Ladevorgängen geben?). 

Die Gemeinsame Zielsetzung: Neue Standards definieren, effizient gestalten und den Prozess nicht durch die Vergangenheit diktieren lassen. Die Zeit läuft und die Aufgaben sind groß. 

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